Interview bei SRF
Veronika Schröter bei SFR – Wie Messies wirklich sind
Es gibt so viele Missverständnisse in Bezug auf Messies, der Begriff „Messie“ ansich wird derart oft missbraucht, dass es aus meiner Sicht mehr als dringend nötig ist damit aufzuräumen und ein neues Bewusstsein gegenüber einem Krankheitsbild zu kreieren, dass phasenweise beinahe täglich (falsch dargestellt) in den Medien sichtbar ist.
Ein Radiointerview ist neben meiner sonstigen Arbeit natürlich eine fantastische Gelegenheit dafür.
SFR fragte mich an und ich habe natürlich sofort zugesagt.
In diesem halbstündigen Interview spreche ich über die gängigsten Vorurteile gegenüber Messies und kläre darüber auf was an diesen Fehlvorstellung falsch ist.
Damit Sie schon vorab einen kleinen Einblick in das Interview bekommen – oder falls Sie einfach keine Zeit haben das ganze Interview zu hören – möchte ich Ihnen an dieser Stelle die Vorurteile auflisten und kurz und knapp erläutern wie die Wahrheit aus meiner Sicht aussieht.
Die Vorurteile gegenüber Messies
1. Vermüllung
Das Thema Vermüllung wird immer wieder mit Messies im Allgemeinen in Bezug gebracht. Das ist rundheraus erstmal nicht richtig. Das Vermüllungssysndrom ist eine eigenständig zu betrachtende Problematik. Messies sind damit nicht per se in Zusammenhang zu bringen.
Menschen die unter dem Messie-Syndrom leiden, leiden primär unter eine Wertbeimessungsstörung und vermüllen deswegen nicht zwangsläufig.
2. Messies sind Mittellos und ungebildet
Das Gegenteil ist der Fall. Vom Messie-Syndrom Betroffene sind hauptsächlich Menschen aus der Mittelschicht und haben in der Regel ein gehobenes Bildungsniveau.
3. Sozialer Rückzug
Entgegen der Vorstellung der meisten Menschen, sind Betroffene nicht unbedingt auffällig im Alltag. Oftmals gehen sie einem geregelten Berufsleben nach, sind sozial umgänglich und nach außen hin völlig normal. Das einzige was sie dann doch ein wenig unterscheidet, ist die Angst Menschen zu sich nach Hause einzuladen.
Da im eigenen Heim an einigen Stellen sichtbar ist, dass eine Wertbeimessungsstörung vorliegt, trauen sich diese Menschen nicht Besuch zu empfangen..
4. Therapieresistenz
Es steht die gerne erhobene Behauptung im Raum, Messies seien nicht therapierbar.
Das kann Veronika Schröter nach jahrelanger Erfahrung in eigener Praxis deutlich dementieren. Das Messie-Syndrom ist sehr gut heilbar.
5. Messies sind faul
Das Messie-Syndrom ist eine Krankheit. Veronika Schröter hat in Kooperation mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eine Studie angestrengt, die eben jene Frage gestellt hat: handelt es sich um eine Krankheit?
Die Antwort lautet definitiv ja. Da es sich um ein ausgeprägtes Störungsbild handelt, kann es mit Faulheit nichts zu tun haben. Messies sind also alles andere als faul.
6. Messies behalten den Überblick
Die allgmeine Vorstellung ist, dass Messies in dem Chaos trotzdem den Überblick behalten. Allerdings entspricht das nicht der Wahrheit. Der Überblick ist allgemein zwar da, aber sobald etwas daran verändert wird, herrscht Chaos im Kopf. Und dieses Chaos im Kopf spricht gegen eine grundsätzliche Orientierung.
7. Messies bekommen ihr Leben nicht alleine auf die Reihe
Das Gegenteil ist der Fall. Ausschließlich in ihren eigenen Räumen ist das Krankheitsbild bemerkbar. Aber im Außen sind Messies durchweg Menschen des mittleren und höheren Bildungsniveaus, sind in der Regel sehr beliebt und grundsätzlich angepasst und ordentlich.
Hören Sie nun den Beitrag auf SFR:
Veronika Schröter bei SFR – Wie Messies wirklich sind